ONLINE-UNTERNEHMEN GRÜNDEN
Ein Online-Unternehmen gründen: Diese Schritte müssen Sie beachten
Sie haben schon seit Längerem eine Geschäftsidee, die tragfähig klingt? Sie wollen sich endlich den Traum einer Selbstständigkeit erfüllen? Sie wollen anstelle des klassischen Unternehmertums ein Online-Unternehmen gründen, weil Sie sich dadurch mehr Freiheiten und Flexibilität erhoffen?
Dann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, ein eigenes Online-Business zu starten.
Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, ein digitales Unternehmen zu gründen, dann beachten Sie die folgenden Tipps und Schritte.
Inhaltsverzeichnis
Unternehmerisches Warum
Das unternehmerische Warum ist die treibende Kraft, die Sie inspiriert, sich online selbstständig zu machen. Die Kraft, die Sie motiviert, sich Ziele zu setzen und zu erreichen. Die Sie daran erinnert daran, dass Scheitern keine Option ist. Es ist die Antwort auf die Frage, warum Sie genau dieses Online-Business gründen wollen.
Denken Sie vor der Gründungsphase an folgende drei Punkte: Qualität, Preis und Zeit.
Qualität
Kaufen Leute bei Ihnen, weil sie eine hohe Qualität anbieten, dann verlieren Sie Kunden, wenn jemand anderes eine höhere Qualität anbietet.
Preis
Kaufen Leute bei Ihnen, weil Sie einen günstigen Preis anbieten, dann verlieren Sie Kunden, wenn jemand anderes günstiger ist.
Zeit
Kaufen Leute bei Ihnen, weil Sie schnell produzieren können, dann verlieren Sie Kunden, wenn jemand anderes schneller produziert.
Warum loyale Kunden so wichtig sind
Eine loyale Kundschaft ist das wertvollste, was Sie sich aufbauen können. Denn loyale Kunden kaufen unabhängig von Qualität, Preis und Zeit. Definieren Sie ihr Unternehmen über einen der drei Punkte, so konkurrieren Sie immer mit Mitbewerbern in Ihrem Markt.
Eine loyale Beziehung entwickelt sich, wenn:
- Ihr unternehmerisches Warum klar ist,
- Sie es auch nach entsprechend außen kommunizieren können und
- die Menschen von dem überzeugt sind, woran Sie glauben.
Dieser Abschnitt war ein kurzer Ausschnitt aus dem Erfolgsbuch „start with why“ von Simon Sinek. Ich empfehle es jedem Unternehmer und Gründer sowie allen Führungspersönlichkeiten.
Geschäftsidee
Natürlich ist Ihre Geschäftsidee zunächst maßgeblich. Aber nicht jede Idee bietet genügend Potenzial, um daraus sein eigenes Internetunternehmen zu gründen.
Erfinden Sie das Rad nicht neu. Die größten Unternehmen auf diesem Planeten haben nur ein bestehendes Geschäftskonzept weiterentwickelt, verbessert oder es einer großen Masse zugänglich gemacht.
Sie müssen nicht der Erste sein
Google war nicht die erste Suchmaschine. Facebook war nicht das erste soziale Netzwerk. Microsoft hat nicht den ersten Computer gebaut und Amazon war nicht der erste Online-Shop. Lassen Sie sich gerne durch aktuelle Technologie-Trends inspirieren, aber verkaufen Sie keine Kühlschränke am Nordpol.
Bevor Sie zu viel Zeit damit verbringen, krampfhaft eine Idee zu finden, die vor Ihnen noch niemand hatte, nehmen Sie ein bestehendes Geschäftsmodell, das bei anderen funktioniert und fragen Sie sich: Wie kann ich besser sein? Wie kann ich anders sein?
Businessplan
Je nach Gründungsform ist er oft die Grundlage einer jeden erfolgreichen Firmengründung. Er beinhaltet in der Regel neben der Definierung aller Prozesse und Vorgänge auch eine Finanzplanung, die sich an realistischen Faktoren orientiert.
Wer benötigt einen Businessplan?
Wichtig ist er vor allem, damit potenzielle Geldgeber einschätzen können, wie hoch der Kapitalbedarf ist und ob ausreichend Renditen möglich sind.
Der Businessplan ist spätestens dann notwendig, wenn Sie sich bei Gründerinstitutionen oder Banken um einen Gründerkredit bemühen. Anhand des Businessplans kann zudem eingeschätzt werden, ob und wann dieser zurückgezahlt werden können.
Für Internet-Start-ups ist der Geschäftsplan essenziell. Das Geld fließt hier in Forschung, Innovation und Technologie. Mitunter dauert es Jahre, bis ein Start-up-Unternehmen erste Gewinne verzeichnen kann.
Wann brauche ich keinen Businessplan?
Kein Geschäftsplan ist nötig, wollen Sie beispielsweise ein Online-Business aufbauen ohne Startkapital. Sind Sie nicht auf externe Geldquellen angewiesen, dann können Sie den Businessplan getrost weglassen.
Stattdessen empfiehlt sich ein sog. Business Model Canvas (s. weiterführende Quellen am Ende des Beitrages). Das können Sie einfach in einem Google Doc erstellen, um vor der Gründung einmal alle wichtigen Aspekte Ihres Geschäftsmodells kurz zu durchleuchten.
Rechtsform
Die Festlegung der Rechtsform bei einer Unternehmensgründung sollte gründlich überlegt sein. Ggf. holen Sie sich fachliche Beratung dazu. Beispielsweise über eine Kanzlei für Unternehmensberatung oder ein Gründernetzwerk vor Ort.
Die Wahl der Rechtsform hat weitreichende Auswirkungen auf Ihr Unternehmen. Jede Rechtsform hat unterschiedliche Vor- und Nachteile in Bezug auf die Besteuerung, die Haftung und das Startkapital.
Welche Rechtsformen für ein Online-Business?
Wollen Sie als Einzelperson eine Online-Firma gründen, dann ist vor allem der Einzelunternehmer mit Kleinunternehmer-Regelung interessant. Der Einzelunternehmer ist die einfachste Unternehmensform, die es gibt. Die Kleinunternehmer-Regelung sorgt zu dem dafür, dass der bürokratische Aufwand verringert wird.
Sind es dagegen zwei Personen, die eine Internetfirma gründen, fällt die Wahl oft auf eine GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts). Es gelten dieselben Regeln wie beim Einzelunternehmer, nur halt für mehr als eine Person. Eine GbR ist zudem auch als Kleinunternehmen möglich.
Die Rechtsform sowie die Kleinunternehmerregelung kann später bei Bedarf geändert werden.
Geschäftskonto
Wer sich im Internet selbstständig machen will, sollte private und geschäftliche Einnahmen trennen. Das Anlegen eines Geschäftskontos zahlt sich umso mehr aus, je weiter das Online-Business wächst.
Die regulären großen Hausbanken werden misstrauisch, wenn sich Geschäftstransaktionen auf privaten Konten häufen und nachträglich umzuziehen ist immer mit einem Mehraufwand verbunden.
Außerdem, wer will schon, dass eventuell mal das Finanzamt Einblicke in die privaten Käufe hat?
Was kostet ein Geschäftskonto?
Wer als Unternehmer sein Geschäftskonto bei einer Online-Bank einrichtet, der bekommt dies je nach Bank komplett kostenlos. Teilweise gibt es sogar Kreditkarten ebenfalls kostenlos obendrauf, mit der Sie zum Beispiel Ihr erstes Geschäftsessen zahlen könnten.
Die Nachteile einer Online-Bank sind:
- Keine realen Ansprechpartner vor Ort
- Limitierte Auszahlungen an Geldautomaten
- Hohe extra Kosten bei Überziehung des Kontos
Gewerbeanmeldung
Ein Gewerbeschein für Ihre Online-Unternehmen ist zwingend notwendig. Jedoch nicht während der Planungsphase bzw. frühestens mit dem ersten Umsatz oder der ersten Investition. Es ist möglich, ein Gewerbe rückwirkend anzumelden (s. weiterführende Quellen am Ende des Beitrages).
Eine Anmeldung beim Finanzamt geht mit der Gewerbeanmeldung einher. Denn wer im Internet Geld verdienen will, muss auch Steuern zahlen. Das Finanzamt schickt Ihnen automatisch einen Fragebogen zur steuerlichen Erfassung, nachdem Sie die Gewerbeanmeldung ausgefüllt haben.
Die Gewerbeanmeldung erfolgt normalerweise im örtlichen Rathaus. In manchen Orten kann diese auch komplett online erfolgen. Googeln Sie einfach nach „Ihre Stadt + Gewerbeamt“.
Das Markenrecht
Um spätere rechtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden, ist es zwingend notwendig, bereits vor der eigentlichen Existenzgründung an markenrechtliche Fragen zu denken. Im Fall, dass Sie zu einem späteren Zeitpunkt von einer anderen Firma verklagt werden, können empfindlich hohe Geldstrafen auf Sie oder Ihr Unternehmen warten.
Firmenname und Logo
Wird Ihr bevorzugter Firmenname bereits verwendet? Gibt es eine sehr ähnlich lautende Firmenbezeichnung schon?
Gleiches gilt für Ihr Firmenlogo. Falls Sie feststellen, dass Ihre Logos und Bezeichnungen bereits verwendet werden, kann eine Verletzung des Markenschutzrechts drohen. Nutzen Sie zur Recherche die Tools des deutschen Patent- und Markenamts (s. weiterführende Quellen am Ende des Beitrages).
Sind Überschneidungen zu befürchten, kann es deswegen sinnvoll sein, einen anderen Namen oder andere Logos in Betracht zu ziehen.
Domainname
Gerade wenn Sie ein Online-Business starten, ist es wichtig, dass Sie eine Domain mit Ihrem Markennamen bekommen. Wenn www.meine-marke.de bereits vergeben ist, dann ist das ein Zeichen, dass andere bereits mit diesem Namen im Internet unterwegs sind.
Sobald Sie eine freie Internetadresse ohne Markenrechtsverletzung beansprucht haben, macht es Sinn, sich weitere Endungen wie z. B. .com, .net, .org zu sichern.
Am Ende des Tages müssen Sie selbst entscheiden, ob und wann Sie Ihren Firmennamen und Ihr Logo als Marke eintragen lassen wollen.
Internetaufritt
Die Standortfrage erledigt sich bei einem reinen Internetunternehmen, denn der primäre Kontakt des Kunden führt in der Regel über die Website. Diese ist ortsunabhängig und rund um die Uhr erreichbar, was einen Vorteil gegenüber dem Ladengeschäft vor Ort darstellt.
Eine Website erstellen
Wenn Sie ein Online-Unternehmen gründen möchten, aber selbst keine Webseiten erstellen können, gibt es Sie zwei Möglichkeiten, je nachdem wie Ihr Budget aufgestellt ist:
- Sie investieren Zeit, um sich die nötigen Skills selbst beizubringen
- Sie investieren Geld, damit ein Dienstleister diese Aufgabe übernimmt
Webdesigns von der Stange und Homepage-Baukasten-Systeme à la Wix und Jimdoo sollten Sie meiden, wenn Sie es mit Ihrer Online-Firma ernst meinen. Lediglich zum Testen bzw. Antesten Ihres Geschäftsmodells können solche Anbieter nützlich sein.
Online-Shop
Für Online-Unternehmen, die fremde Produkte im E-Commerce vertreiben, bietet sich ein Fulfillment Service an. Dieser übernimmt Lagerung, Versand, Retoure und Zahlungsabwicklung für Sie.
Das spart Zeit, und Zeit ist Geld. Sind Sie dagegen der Einzige, der Ihr Produkt herstellen kann, müssen Sie anfangs diese Punkte selbst übernehmen.
Bei der Gestaltung der Webseite spielen nicht nur ästhetische Aspekte eine Rolle, sondern auch die Benutzerfreundlichkeit. Je einfacher und geradliniger eine Webseite für potenzielle und bestehende Kunden genutzt werden kann, desto höher ist die Chance auf Abschluss.
Stichwort „Don’t make me think“. Je intuitiver eine Website benutzt werden kann, desto besser.
Online-Marketing
In Gründungsphase verbuchen Sie wahrscheinlich vorerst nur Ausgaben. Umso wichtiger ist es daher, mit einem Marketingplan die Akquise von Kunden schnell voranzutreiben. Für Internetfirmen bieten sich dazu Online-Marketing-Methoden wie beispielsweise SEO und SEA an.
Beide fallen unter die Kategorie des Suchmaschinenmarketings, verwenden dazu aber sehr unterschiedliche Ansätze.
SEO
SEO (Search Engine Optimization; deutsch: Suchmaschinenoptimierung) beeinflusst die unbezahlten (organischen) Suchergebnisse bei Google. Verkaufen Sie beispielsweise digitale Abnehmkurse, so können Sie mit SEO ihre Website dahingehen optimieren, dass diese für die Suchanfrage „Abnehmkurs“ besser bei Google gefunden wird. Beauftragen Sie entweder einen SEO-Dienstleister oder buchen Sie ein SEO-Coaching, wenn Sie selbst in das Thema einsteigen wollen.
SEA
Bei SEA (Search Engine Advertising; deutsch: Suchmaschinenwerbung) geht es um die bezahlten Werbeanzeigen oberhalb der unbezahlten Suchergebnisse. Bleiben wir beim selben Beispiel, so wird bei SEA Werbung für Ihre Website bei Google ausgespielt, wenn jemand nach dem Wort „Abnehmkurs“ sucht.
Wenn Sie zuvor noch keine Erfahrung mit diesen beiden Marketing-Tools gesammelt haben, gilt dasselbe Prinzip wie bei der Websiteerstellung: selber machen oder outsourcen. Marketingaufgaben werden bevorzugt an externe Agenturen oder an Freelancer weitergegeben.
Branding
Egal, für welche Marketingkanäle Sie sich entscheiden, die Strategie sollte klar sein: Setzen Sie auf Branding, um bei der Zielgruppe bekannt zu werden. Marken schaffen nicht nur Vertrauen, sondern an eine Marke erinnert man sich auch viel leichter #wiedererkennungswert.
Verkaufen Sie blaue Schuhe und jemand sucht im Internet nach „blaue schuhe kaufen“, dann konkurrieren Sie mit allen Seiten, die ebenfalls blaue Schuhe anbieten. Sind Sie aber eine Marke, die für Ihre blauen Schuhe bekannt ist, dann werden Leute nach Ihrer Marke suchen und ab dann konkurrieren Sie mit niemandem mehr.
FAQ
💻Wie viel kostet es, ein Unternehmen zu gründen?
Die Kosten der Unternehmensgründung sind abhängig von der Wahl der Rechtsform. Freiberufler und Einzelunternehmer gründen zum Teil fast kostenfrei, andere Rechtsformen schaffen zunächst Notar- und Anwaltskosten für die Eintragung in ein Register. Die teuerste Rechtsform in Deutschland ist die Aktiengesellschaft mit einem Startkapital von mindestens 50.000 Euro.
💻Was braucht man, um ein Unternehmen zu gründen?
Neben einer Geschäftsidee benötigen Sie Startkapital, um in den ersten Monaten die laufenden Kosten decken zu können. Wenn Sie nebenberuflich gründen, können Sie die Kosten über Ihren Hauptjob decken. Gründen Sie aus der Arbeitslosigkeit, können Sie einen Gründerzuschuss beantragen. Zwingend notwendig ist zudem eine Gewerbeanmeldung und eine Meldung an das Finanzamt.
💻Kann jeder ein Unternehmen gründen?
Grundsätzlich ja. In Deutschland dürfen auch Minderjährige mit Genehmigung der Eltern ein Unternehmen gründen. Je nach Tätigkeit müssen auch bei einem reinen Online-Unternehmen Fachkenntnisse nachgewiesen werden. Je nach Rechtsform kann ein Unternehmen nicht ohne eine bestimmte Summe an Startkapital gegründet werden.
💻Was muss man als Unternehmer können?
Als Unternehmer sollten Sie echte Leidenschaft für Ihre Tätigkeit mitbringen. Notwendig für alle, die ein Unternehmen gründen, ist auch eine gewisse Risikobereitschaft, denn vorgezeichnete Wege gibt es für Gründer kaum. Sobald Sie Mitarbeiter einstellen, tragen Sie große Verantwortung für diese. Deswegen sollten Sie als Gründer auch über eine Extraportion an Verantwortungsbewusstsein verfügen.
Weiterführende Quellen zum Thema:
Gewerbe rückwirkend anmelden
https://www.gewerbeanmeldung.com/gewerbe-anmelden/gewerbeschein/gewerbe-rueckwirkend-anmelden
Nebenberufliche Selbstständigkeit
https://www.nebenjob.de/ratgeber/4575-tipps-und-tricks-fur-nebenberufliche-selbststandigkeit-als-kleinunternehmer
Deutsches Patent- und Markenamt
https://register.dpma.de/DPMAregister/marke/basis
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